In der guten Stube duftet es nach frischem Kaffee und warmen Apfelstreuselkuchen, mit Äpfeln aus dem Garten. Die Kaffeetafel ist mit Omas gutem Porzellan mit Goldrand aus den 50er-Jahren eingedeckt und die Sofa-Garnitur um das Nierentischchen arrangiert. Das einzig Neue in der Pension Haus Töffte: Aus dem antiken Röhrenradio dröhnt Musik von Lady Gaga.
Heike Streine ist die gute Seele des Hauses. Die 45-Jährige kümmert sich seit November 2009 im Haus Töffte darum, dass alles so bleibt, wie es in dem 1896 erbauten Bergarbeiterhäuschen einmal war. Ihre Pension in Essen-Katernberg, zwischen Zeche Zollverein, Triple Z und Revierpark Nienhausen gelegen, ist denkmalgeschützt, wie auch die gesamte Straße Drokamp der ehemaligen Arbeitersiedlung der Zeche Zollverein unter Denkmalschutz steht.

Heike Streine vom Haus Töffte, Essen © Sandra Anni Lang
Heike Streine vom Haus Töffte, Essen © Sandra Anni Lang


Leben in der Ruhrgebietsgeschichte

Heike Streine hat einen Sinn für Details – wenn sie frische Blumen auf den Nierentisch und in einen alten Kohlenwagen im Garten drapiert, alte Puppen im Puppenwagen arrangiert oder Kissen auf dem Kanapee zurecht rückt. Das Interieur im Haus Töffte hat sie aus verschiedenen Jahrzehnten Ruhrgebietsgeschichte zusammen getragen. „Manchmal muss ich mich zügeln“, sagt sie, „denn das Institut für Denkmalschutz und Denkmalpflege behält den Blick auf das Haus Töffte. Damit der Denkmalschutz eingehalten wird.“

Während sich die Hausbesitzer im Drokamp schon längst von den ollen Plörren verabschiedet haben, ist Heike Streine ständig auf der Suche nach den alten Schätzchen: auf dem Flohmarkt, im Antiquitäten-Geschäft, bei Ebay, bei Freunden und bei Haushaltsauflösungen. Schließlich sollen sich die Gäste wie zu Hause fühlen – nur eben um ein paar Jahrzehnte zurück versetzt. „Ich will die Geschichte des Ruhrpotts wieder zurück holen. Es soll sich so anfühlen, als komme man in eine Familie aus der Bergarbeiterzeit unter. Das ist mein Grundgedanke. Dabei sollen sich meine Gäste natürlich wohl fühlen, wie zu Hause eben. Deshalb habe das Haus Töffte auch wie eine Wohnung eingerichtet und nicht wie eine typische Pension.“ Deshalb dürfen sich Gäste auch an allem bedienen, was das Haus zu bieten hat – sogar das alte Villeroy & Boch-Geschirr aus den Jahren um 1900 benutzen. „Das ist ja schließlich kein Museum hier – auch wenn es so anmutet. Davon gibt es ja einige im Ruhrgebiet. Aber in einem Museum darf man es sich eben nicht so gemütlich machen wie hier.“

Hausgemachter Eintopf und Rüttenscheider Bier

Heike Streine kennt sich nicht nur in der Gastronomie aus. Die hat sie in renommierten Häusern als Restaurantfachkraft erlernt. Heike Streine kennt sich vor allem auch mit Gastfreundschaft aus. Ihre Gäste verwöhnt sie mit hausgemachtem Eintopf und Bier aus der Rüttenscheider Hausbrauerei. Im Winter lädt sie zum Glühweintrinken ein, im Sommer zum Grillabend. Zu Weihnachten serviert die Pensionswirtin auf Wunsch Pute mit Rotkohl mit Maronen und Klößen.

Haus Töffte © Sandra Anni Lang
Haus Töffte © Sandra Anni Lang

Gäste im Haus Töffte – Großfamilien, beste Freundinnen, Seminarteilnehmer

Im Haus Töffte finden zehn Gäste Platz. Und die sind ganz unterschiedlich: ob Messegäste, Monteure aus Litauen, Fahrradfahrer aus der Schweiz, Großfamilien, beste Freundinnen, Seminarteilnehmer aus dem Triple Z oder einfach Kulturinteressierte, die mit der Kulturlinie 107 Essen erkunden. Einmal hatte das Haus Töffte hohen Besuch: vom argentinischen Botschafter aus Berlin. Der war gekommen, um sich mit Bruder und Schwägerin ein Schalke-Spiel anzusehen „Der ist mit einem ganz unauffälligen Wagen angereist und hat das Haus für eine Nacht gebucht“, berichtet Heike Streine. Aber das ist eigentlich geheim. Besondere Gäste aber sind die Monteure. „Die sind so höflich, dass sie sich sogar ihre Schuhe ausziehen. Dabei bin ich gar nicht streng.“ Das kann jeder testen, im November 2011, am Tag der offenen Tür. Der Termin wird auf der Haus Töffte-Site angekündigt.

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Ruhrgebiet

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