Wo einen üblicherweise die Kunst in einem Ausstellungsraum auf Distanz hält, kommt sie einem in privaten Wohnräumen ganz nah. Das konnten Besucher*innen bei Kunst im Wohnraum Essen am vergangenen Samstag erleben.

Renate Neuser: Wenn der Hund mit seinem Schatten
Renate Neuser: Wenn der Hund mit seinem Schatten

Vier Künstler*innen in vier Essener Wohnungen nutzen diese Form der Kunstvermittlung, wie die Künstlerin Anja Husmann mit ihren Mini-Holzskulpturen bekannter Liebespaare: Christo und Jeanne Claude oder Bertholt Brecht und Helene Weigel – aufgereiht auf der Wohnzimmervitrine der Familie Stachelhaus an der Ruhrallee, zwischen Kaffee, Kuchen und spielenden Kindern.

Anja Husmann: Liebespaare
Anja Husmann: Liebespaare

So nah kommt man keiner*keinem Künstler*in im Museum

Denn so funktioniert das Konzept: Besucher*innen klingeln an der Haustür, betreten die Wohnung, schauen sich die Kunstwerke in der Wohnung an, trinken einen Kaffee und plaudern mit den Künstler*innen. Die waren allesamt am Tag der offenen Häuser anwesend. So nah kommt man einer*einer Künstler*in im Museum nicht.

In zwei Wohnungen am Moltkeplatz stellten Familie Bodenstein-Kampkötter und Lisa Lambrecht-Wagenitz/Volker Wagenitz ihre Wohnungen als Galerie zur Verfügung: etwa für Leunora Salihu. Sie ist dem Moltkeviertel schon insoweit verbunden, als dass die Absolventin der Kunstakademie Düsseldorf ihre Plastik „Tube End“ auf der Skulpturenwiese platziert und für den Standort Moltkeplatz entwickelt und angefertigt hat.

Renate Neuser: Bodenflug
Renate Neuser: Bodenflug

Künstlerin Renate Neuser
Künstlerin Renate Neuser

Renate Neuser hat bei der Familie Bodenstein-Kampkötter ihren „Bodenflug“ in Szene gesetzt. „Mich interessieren naturhafte Dinge und die Naturkunde“, erklärt Renate Neuser, „Mikroorganismen zum Beispiel.“ Und tatsächlich wirken ihre Werke wie vergrößerte Mikroben. Sie erinnern aber auch an Flugzeugschwadrone aus einem Science-Fiction-Film.

Jems R. Koko Bi stellte in der Semperstraße bei der Familie Allekotte-Dommach Holzskulpturen aus. Das Thema, das ihn bewegt, ist Armut – nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in westlichen Ländern. Mithilfe seiner Werke versucht Jems R. Koko Bi sein Anliegen in Bilder zu fassen.

Für den Künstler und für die Familie Allekotte-Dommach ist es das erste Mal, dass sie bei „Kunst im Wohnraum“ zusammen kommen. „Wir haben Herrn Koko Bi einfach angerufen“, sagt Jörg Dommach und ist begeistert. „Wir kommen heute ganz ungezwungen mit unseren Gästen ins Gespräch – auch mit unseren Nachbarn, mit denen unterhält man sich ja sonst eher über die neuesten Pflanzen auf dem Beet.“

Hinterlassen Sie mir gern einen Kommentar.

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert. *

Open sidebar
WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner