Die Deutschen lieben Hühner. Die Deutschen lieben sie auf dem eigenen Teller. 945 Hühner isst ein Deutscher durchschnittlich in seinem Leben. Hinzu kommen laut Jonathan Safran Foer 46 Schweine, vier Kühe und Kälber, vier Schafe, zwölf Gänse, 37 Enten, 46 Truthähne. Zahlen, die der Verein Die Tierfreunde nicht unkommentiert lassen wollte. Seit 2006 organisiert der Verein deshalb die Veggie Street Days, zuletzt am 11. August 2012 in Dortmund. Seit 2010 findet der Veggie Street Day jährlich auch in Stuttgart statt.

Mehrere tausend Besucher tummelten sich zwischen 11 und 20 Uhr an mehr als 60 Ständen auf Deutschlands größtem veganen Straßenfest rund um die Dortmunder Reinoldikirche. Die Tierfreunde präsentierten Aspekte rund um das vegane Leben: tierversuchsfreie Kosmetik, Alternativen zu Milch, Eiern, Käse und Leder sowie Informationen über die globalen Zusammenhänge zwischen Nutztierhaltung, Klimawandel, Trinkwasser und Nahrungsmittelressourcen.
Vor allem die Anbieter von veganen Dönern, Hot Dogs und Pizzen kamen der Nachfrage an den Probierständen kaum nach. Schon am Mittag waren die Warteschlangen so lang, dass die Besucher schon mal 20 Minuten Wartezeit einkalkulieren mussten.

Auch bekannte Gesichter der veganen Szene waren anwesend: Der vegane Koch Björn Moschinski präsentierte ein Showcooking mit „Eiersalat“ und „Geflügelsalat“ auf der Veranstaltungsbühne, Kim Kalkowski alias Kim Wonderland war mit ihren Torten und ihrem Sortiment aus ihrem Dortmunder Veggie Shop Vegilicious anwesend.

Björn Moschinski: Veganismus ist eine Lebenseinstellung
Björn Moschinski lebt seit 18 Jahren vegan. „Damals war es schwierig, vegan zu leben, aber heute ist das überhaupt kein Problem mehr. Zwar sind noch viele Fertigprodukte recht hochpreisig, aber das wird sich ändern. Das Schöne an der Szene ist ja auch: Rezepte werden nicht geheim gehalten, sondern im Internet verbreitet und für jeden zugänglich gemacht. Ich bin begeistert, dass heute so viele Gäste dabei sind. Vor zwei oder drei Jahren wären so viele Menschen nicht denkbar gewesen und das zeigt, Veganismus ist nicht nur ein Trend, sondern eine Lebenseinstellung.“ Auch Kim Kalkowski freut sich: „Noch im ersten Jahr waren hier vielleicht 20 Stände vertreten, aber jedes Jahr kommen mehr. Das zeigt: Von Jahr zu Jahr wird die Bewegung größer.“

Gründe, fleischfrei zu leben: Tierquälerei, Klimawandel, Gesundheit
Es gibt viele Gründe, ohne Fleisch zu leben, etwa weil Massentierhaltung Tierquälerei ist: Jährlich werden 50 Millionen männliche Küken geschreddert oder vergast und landen auf dem Müll, weil sie keine Eier legen. Die anderen Mästhühnchen brechen unter ihrem eigenen Gewicht zusammen, können nicht laufen, leiden aufgrund der engen Käfighaltung unter Stress, werden aggressiv in ammoniakverpesteter Luft. Ein weiterer Grund: der beschleunigte Klimawandel. Laut Worldwatch-Institut verursacht die Viehhaltung mehr als 50 Prozent der weltweiten, durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen. Fleischkonsum kann zudem krank machen: Schließlich sind die Primärquellen von Salmonellen, E.coli und anderen Krankheitserregern in Geflügel und Fleisch Kot von Tieren.

Mit den Veggie Street Days wird positiv für den Veganismus geworben ohne aufdringlich zu wirken
Um über all das aufzuklären und Menschen davon zu überzeugen, wie notwendig der Veganismus für unsere Gesellschaft ist, gebe es unterschiedliche Methoden, so der Gründer des Veggie Street Day Jürgen Foß: „Mit schockierenden Bildern Emotionen wecken oder mit Sachargumenten versuchen rational zu überzeugen. Man kann aber auch fröhlich dazu einladen, es einfach mal zu versuchen. Genau das ist das Ziel des Veggie Street Day.“ Mit den Veggie Street Days werde positiv für den Veganismus geworben wird, ohne dabei aufdringlich oder fordernd zu wirken.
Der Veggie Street Day zeigt ohne erhobenen Zeigefinger, wie überlebenswichtig die vegane Lebensweise für die Zukunft der Menschen ist. Und das hat der Entwickler die Relativitätstheorie Albert Einstein schon im letzten Jahrhundert festgestellt: „Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf der Erde so steigern wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung.“

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